bund-avoda: das Programm

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Wofür steht der bund?

Das Programm

Präambel

Der Bund Sozialdemokratischer Juden – Avoda ist unabhängig, sozial und zionistisch. Wir treten für eine pluralistische Einheitsgemeinde ein, in der alle Mitglieder Platz und Gehör finden – unabhängig von ihrem Geschlecht, ihren ethnischen Wurzeln, ihrer politischen Überzeugung, sexuellen Orientierung oder religiösen Ausrichtung. Wir wollen eine Kultusgemeinde, in der alle Entscheidungen demokratisch, transparent und respektvoll getroffen werden.

Soziales

Pandemie und Angriffskrieg zeigen: Die globalisierte Wirtschaft ist krisenanfälliger denn je. Wir erleben nicht nur das Leid der Kriegsopfer und Erkrankten. Die unverzichtbare Solidarität mit diesen Menschen hat auch einen Preis. Einen Preis, den alle zahlen. Lieferengpässe, explodierende Energie- und Lebenshaltungskosten, Inflation im bald zweistelligen Bereich, Insolvenz, Jobverlust - Armut kann heute Jede und Jeden treffen. Mitten in unserer Gesellschaft. Unerwartet. Unbarmherzig.

Der Bund Sozialdemokratischer Juden – Avoda war und ist Garant für Solidarität und soziales Handeln in der IKG Wien. Er wird es auch künftig sein!

Aktuell fordern wir Sofortmaßnahmen, um den von immer schwierigeren Lebensbedingungen Betroffenen wirksam helfen zu können. Wir brauchen eine Schwerpunktsetzung im Budget, die hilft, soziale Schieflagen abzufedern. Es gilt, dazu transparente Rahmenbedingungen und nachvollziehbare Anspruchsvoraussetzungen zu schaffen. Selbstverständlich ist etwa die Arbeit des Vereins „Tmicha“ eine äußerst verdienstvolle, und ohne Zweifel ist das Spendenwesen tief im Judentum verankert. Dennoch: Im Bedarfsfall ist der rechtliche Anspruch auf Sozialleistungen treffsicherer – und ein würdevollerer Weg abseits jeglichen Paternalismusverdachts, um mündige Bürger*innen und Mitglieder unserer Gemeinde zu unterstützen.

Unabhängig von aktuellen menschlichen und wirtschaftlichen Krisen ist dem Bund Sozialdemokratischer Juden – Avoda die Verbesserung der Lebensqualität vor allem älterer, gesundheitlich und sozial benachteiligter Menschen in unserer Gemeinde stetes Anliegen. Wir fordern den Aufbau eines jüdischen mobilen Versorgungsangebotes für diese Menschen - in ihren eigenen vier Wänden - als Ergänzung zu den bestehenden Einrichtungen.

Politische Kultur

In den vergangenen fünf Jahren ist es einer Mehrparteien-Koalition der Vernunft, der auch der Bund Sozialdemokratischer Juden – Avoda angehört, gelungen, die Tagespolitik des Kultusvorstands in ruhigeres Fahrwasser zu lenken - trotz der beharrlichen Fundamentalopposition zweier Fraktionen, die ausschließlich populistische Klientelpolitik verfolgen. Dennoch: Im Kultusvorstand bedarf es einer neuen politischen Kultur. Sachliche Differenzen sind sachlich auszutragen. Entscheidungen haben faktenbasiert zu erfolgen. Transparenz ist oberstes Gebot.

Seit Jahren verfolgt der Bund eine Politik der „kritischen Kooperation“. Wo auch immer Sie uns begegnen - Sie lesen, hören und sehen von uns keine „Fake News“! Wir übernehmen Verantwortung. Äußern Kritik, wo sie angebracht ist. Zeigen Missstände auf, wo sie auftreten.

Meinungsfreiheit und daraus resultierende Meinungsvielfalt für Individuen und Medien sind für uns unverzichtbar. Der Bund hat als einzige Fraktion jahrelang für die Unabhängigkeit der Medien der IKG Wien gekämpft. Mit der Schaffung des Magazins „wina“ wurde dieser unserer Forderung stattgegeben.

Geistesleben, Spiritualität & Jüdisches Selbstverständnis

Eine Kultusgemeinde im 21. Jahrhundert - so, wie wir sie verstehen - ist mehr als die „Vertreterin einer Religionsgemeinschaft mit nachgelagerter Infrastruktur“. Um sie mit Leben zu erfüllen, braucht es einen geistigen und emotionalen Überbau, ein spirituelles Leitbild, dem die Menschen dieser Gemeinde folgen können und wollen.

Nur wer seine Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft! Wir, die Nachgeborenen des von den Nationalsozialisten vernichteten mittel- und osteuropäischen Judentums, haben die Aufgabe und Pflicht, die Erinnerung an jenen einst blühenden kulturellen Schmelztiegel aufrecht zu erhalten. Aber nicht „museales Gedenken“ ist dabei Gebot, sondern die Prägung und Gestaltung jüdischen Lebens hier und heute. Aufgabe der Kultusgemeinde ist daher die Transformation dieses stolzen Erbes in ein modernes jüdisches Selbstverständnis.

Der Bund Sozialdemokratischer Juden – Avoda wird die Gemeindemitglieder einladen, das Thema „Jüdisches Selbstverständnis“ breit zu diskutieren und an der Gestaltung eines spirituellen Leitbildes aktiv mitzuwirken.

Nicht zuletzt deshalb meinen wir auch, dass es hoch an der Zeit ist, den Namen unserer Gemeinde offiziell in „Jüdische (Kultus)gemeinde Wien“ zu ändern.

Gesellschaftspolitik

Die IKG Wien hat die Grundlagen für ein blühendes Gemeindeleben geschaffen. Um diese Strukturen zu erhalten und auszubauen, müssen wir wachsen. Die Anstrengungen, neue Mitglieder zu werben, müssen verstärkt werden. Insbesondere durch Integration zugewanderter Jüdinnen und Juden und Einbeziehung dem Gemeindeleben Fernstehender.

Die halachischen Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft in der Kultusgemeinde sind unbestritten. Eine stärkere Einbindung nichtjüdischer Angehöriger von Gemeindemitgliedern ist anzustreben.

Das Interesse junger Menschen für die Kultusgemeinde muss früh geweckt werden. Die Vertreter der IKG Wien haben in den Schulen und Jugendbewegungen Bewusstsein für die Aufgaben und Tätigkeiten der IKG Wien zu schaffen.

Zionistische Ideale, Friede für Israel, Sicherheit

Die Existenz des Staates Israel, das Wohlergehen seiner Menschen und Frieden in der gesamten Region sind Garanten für die Sicherheit der Jüdinnen und Juden in aller Welt. Gleichzeitig liefert die Galut Israel emotionalen, ideellen und materiellen Rückhalt – und auch den einen oder anderen „unverbauten“ Blick auf den politischen Status Quo.

Der Bund Sozialdemokratischer Juden – Avoda tritt entschieden gegen die Dämonisierung des Staates Israel, gegen doppelte Standards in der Kritik an seiner Politik und gegen alle Versuche ein, seine Legitimität in Frage zu stellen. Gleichzeitig unterstützen wir alle Initiativen innerhalb und außerhalb Israels für einen friedlichen Ausgleich zwischen Israelis und Palästinensern. Mögen unterschiedliche Player in der Region andere Interessen haben: Nur ein – trotz aller nötigen Kompromisse – von beiden Seiten letztlich als gerecht empfundener Frieden kann die Basis für eine sichere Zukunft und gerechten Wohlstand bieten.