Die Gedanken des bund zur Jugendarbeit

Junge Menschen hören, sie informieren und stärker einbinden

von Ernst Meir Stern

Über die Bedeutung der Jugend reden alle. Wir aber reden mit der Jugend und hören ihr zu! Was wir sonst noch in Punkto Jugendarbeit – und Förderung denken und vorschlagen, sagt Ihnen unser Jugendkonzept.

Sich vor allem in Wahlkampagnen salbungsvoll zur Jugendförderung zu bekennen, zählt zum Standard-Phrasenprogramm der meisten Fraktionen. Für den bund ist Jugendarbeit kein Lippenbekenntnis, unsere Aktivisten arbeiten seit Jahren erfolgreich in und mit der Jugendkommission, unterstützen im besonderen die Jugendbewegung des Haschomer Hazair und wir sind in der Lage, ebenso realitätsbezogene wie durchdachte  Konzepte vorzulegen.

bund – Erfolge bei Integration Jugendlicher

Mit dem Ziel, die Position der Jugend innerhalb der Gemeinde zu festigen und auszubauen, betrieben wir schon vor Jahren die Schaffung eines eigenen Statuts für die erfolgreich agierende Kommission für Jugend und Sport. Nicht zuletzt dank der grundlegenden Entwürfe, des sachkundigen Engagements und Verhandlungsgeschickes unseres Mitglieds Albert Stern hat sich diese Kommission nunmehr ein eigenes Statut gegeben, welches die Jugendorganisationen in die Lage versetzt, weitgehend autonom ihre Angelegenheiten zu regeln und auch ihr Budget eigenständig zu verwalten.
Dank unserer Initiative ist es auch gelungen, die zionistischen Jugendbewegungen Bne Akiba und Haschomer Hazair in den Vorstand der Zionistischen Föderation aufzunehmen, in welcher sie bereits voll integriert sind. Bedauerlicherweise steht hier die Jugendbewegung der sefardischen Gemeinde, Jad be Jad, noch abseits.
Aufbauend auf der Erziehungsarbeit der Bildungsinstitutionen ist eines unserer Hauptanliegen seit jeher, das Interesse junger Menschen an der Arbeit für ihre Gemeinde zu erwecken und die emotionelle Bindung an diese zu stärken. Das erfordert jedoch, ihnen rechtzeitig entsprechende Informationen zu vermitteln und vorhandene Vorurteile gegen „die Politik“ abzubauen.

Auf die Jugend zugehen und ihr zuhören

Wenn Gemeindefunktionäre allerdings darauf warten, dass „die Jugend“ zu ihnen kommt, zeugt das von Unverständnis der Mentalität und führt zu nichts. Daher sollte es für KultusvorsteherInnen und Präsidiumsmitglieder Pflicht sein, rechtzeitig auf die jungen Leute zuzugehen, und an Schulen, im JBBZ und in Jugendorganisationen politische Bildung (ohne jede kleinliche  Parteipropaganda) zu vermitteln, indem sie mehrmals jährlich vor Jugendlichen ab 16 Jahren über Aufgaben, Probleme und Aktivitäten der Kultusgemeinde berichten. In Form von Fragestunden und Diskussionen müssen sie jedoch vor allem der „Zielgruppe“ zuhören, um überhaupt erst einmal zu erfahren, wie diese denkt und was diese sich von ihrer Gemeinde erwartet. Auch die sporadisch abgehaltenen Jugendparlamente sollten zu einer ständigen Institution werden.

Wahlberechtigung ab 16

Wir fordern schon seit Jahren die Angleichung des aktiven Wahlalters an jenes für die Wahl zum Wiener Gemeinderat, also ab dem 16. Lebensjahr. Es zeugt von Ignorantentum, Jugendlichen die Reife abzusprechen, über kommunale Angelegenheiten, welche sie unmittelbar betreffen, mit zu entscheiden.
Anhebung des geistigen und intellektuellen Niveaus
Wer das Leben der jüdischen Gemeinde auf ein höheres geistiges und intellektuelles Niveau heben will, muss mittel – bis langfristig den Hebel bei der Jugend ansetzen. Daher besteht eines unserer Konzepte darin, die intellektuellen und künstlerischen Fähigkeiten junger Menschen auch über den schulischen Rahmen hinaus zu erwecken und zu fördern.

Talente erwecken, fördern und präsentieren

Als eine Möglichkeit können wir uns die Ausschreibung von Wettbewerben vorstellen, an denen alle jüdischen Jugendlichen, also auch jene an nichtjüdischen Schulen, sowie StudentInnen, teilnehmen können. An Themenbereichen wie Musik, Zeichnen und Malen, alle Arten bildender und darstellender Kunst, Literatur, Film, Fotografie, Video, elektronische Medien, Journalismus etc. besteht wahrlich kein Mangel. Für die Jury werden anerkannte Experten herangezogen. Als Anreize zur Teilnahme dienen Preise, Stipendien sowie die Präsentation herausragender Leistungen in der Öffentlichkeit, (z. B. Ausstellungen, Veranstaltungen), wobei die IKG bestmögliche logistische Hilfe, Räumlichkeiten sowie publizistische Unterstützung durch ihre Medien bereit stellt.
Anzustreben sind verstärkte Kooperationen mit dem Stadtschulrat sowie dem Kulturamt der Stadt Wien, mit dem Ziel, junge jüdische Kulturschaffende  stärker als bisher in das Kulturleben dieser Stadt einzubringen.

Lehrredaktion

Mehr als eine Überlegung wert ist auch die Einrichtung einer Lehrredaktion in den Print- und elektronischen Medien der Kultusgemeinde, wo angehende Journalisten, Graphiker, Fotografen und EDV-Fachleute eine Zeit lang eine fundierte Ausbildung erhalten und sich dafür für einen gewissen Zeitrahmen zur ehrenamtlichen Mitarbeit verpflichten. Das würde letztlich auch der Qualität dieser Medien zugute kommen. (Ein entsprechendes Detailkonzept hat der bund schon vor Jahren vorgelegt).

Arbeitsplätze in jüdischen Unternehmen

Um jungen Menschen Anreize zu geben, nach absolviertem Studium oder abgeschlossener Berufsausbildung auch weiterhin ihre Lebensplanung mit Österreich zu verknüpfen, ist die Frage des Arbeitsplatzes eine entscheidende. Es ist klar, dass die Kultusgemeinde als Arbeitgeber nur sehr beschränkte Möglichkeiten anbieten kann. Ein bedeutender Faktor ist natürlich das JBBZ mit seinem „know how“, das schon bisher erfolgreiche Arbeit leistet. Aber wir könnten uns sehr gut vorstellen, dass jüdische Firmen, Institutionen und Organisationen, jungen Gemeindemitgliedern bei entsprechender Qualifikation eine Chance bieten, ins Berufsleben einzusteigen. Hier in geduldiger Überzeugungsarbeit für ein positives Klima zu sorgen, ist eine Aufgabe, welche die Kultusgemeinde  übernehmen kann und muss.
Dieses Programm ist keine realitätsferne, kostspielige Utopie. Es erfordert kein großes Budget, sondern lediglich Engagement, Denkarbeit, Innovation sowie bestmögliche Unterstützung durch die bestehenden Institutionen der Kultusgemeinde  oder in deren unmittelbarem Umfeld.