Golden Apple - Maccabi

21. Runde 20.05.2013 Golden Apple : Maccabi 2:1 (0:0)

  Mit „vollen Hosen“ ist leicht  verlieren…

 Von Ernst Meir Stern


 

 

 

 

Judokas und Wrestler wenden gerne den sogenannten Beinfeger an. Einige Spieler von Golden Apple praktizierten dies gleichfalls, dank gütiger Tolerierung durch den Schiedsrichter. Kein Wunder, dass vor allem den jüngeren Kickern von MACCABI bei Zweikämpfen das Herz in die Hose rutschte. Doch das war nur eine der Ursachen für eine unnötige Niederlage.

Auf dem großen und holprigen Rasenplatz im Süden Wiens begannen die Gäste überzeugend. Immer wieder wurden die schnellen Flügelspieler eingesetzt und die Abwehr ausgespielt. Allein, mit den herausgearbeiteten  Torchancen ging man reichlich schludrig um. Nach etwa zwanzig Minuten stellten sich die Gastgeber, in der Tabelle vor MACCABI gelegen, besser auf deren Spielanlage ein. Vor allem, weil die Gäste, warum weiß man nicht, plötzlich allzu engmaschig durch die Mitte zum Erfolg kommen wollten. Auch die Defensive von MACCABI, an sich lauffreudig  und konsequent attackierend, versuchte es in der Folge viel zu oft mit hohen, unpräzisen Bällen  nach vorne. Golden Apple, zunehmend körperbetont agierend, hatte im Angriff nichts zu bieten, kam lediglich zu einer einzigen reellen Torgelegenheit, doch der Ball sprang von der Innenstange ins Feld zurück. Dann ging es in die Pause.

Auch danach hatte MACCABI zunächst optisch Vorteile und mehr Ballbesitz. Und durfte jubeln, nachdem Philipp Mittag nach einem Eckball und darauf folgenden Stangenschuss die Kugel ins Netz bugsierte. Kurz darauf entschloss sich Sektionsleiter Gres, Coach in Vertretung des verhinderten Trainers Sekerlioglu, den kampfstarken, aber an diesem Tag manchmal zu hektisch agierenden Innenverteidiger Sali Galibov aus dem Spiel zu nehmen. Ein folgenschwerer Fehlgriff.

Die Defensive von MACCABI wurde fehleranfälliger und das Angriffsspiel geriet ins Stocken, weil einige Akteure, vor allem die technisch starken „Youngsters“ Zweikämpfe mit Gegenspielern scheuten, die immer wieder mit beiden gestreckten Beinen attackierten. Laut Regelbuch ist, auch wenn es keinen Körperkontakt gibt, allein schon die erkennbare Absicht eines Foulspiels zu ahnden, doch der Unparteiische tolerierte das gefährliche Hineinrutschen ein ums andere mal. Dazu kamen immer wieder Unsportlichkeiten folgender Art: Ein Golden Apple – Spieler ging ohne Rücksicht auf Verluste in einen Zweikampf, ließ sich theatralisch fallen und laut jammernd verarzten. Zur Belohnung bekam er den Freistoß zugesprochen und war wieder putzmunter.

Völlig aus dem Konzept gebracht, produzierten die MACCABI – Akteure mit einem Mal Fehlpässe am Fließband, und da dies zumeist in der Vorwärtsbewegung passierte, fand Golden Apple hinreichend Platz für Gegenangriffe. Der Ausgleichstreffer bedeutete die logische Konsequenz. Nun war das berühmte „Momentum“ auf Seiten der Gastgeber und sie nützten die Euphorie zu einem zweiten Treffer, ein Schuss von außerhalb des Strafraums, der Ball fand seinen Weg durch ein Gewirr von Beinen.

Es spricht für die Moral der Gäste, dass sie energisch versuchten, den Rückstand aufzuholen. Auch das Zuspiel klappte nun wieder etwas besser und in den letzten Minuten wurden Strafraum und Tor von Golden Apple förmlich berannt, ohne dass noch Zählbares herauskam. Bereits in der Nachspielzeit wurde ein Spieler der Heimmannschaft ausgeschlossen. Aber keineswegs wegen Foulspielens, sondern weil er beim Schiedsrichter ungebührlich heftig interveniert hatte. Der spricht nämlich selbst türkisch…Noch lange nach dem Schlusspfiff feierten einige Spieler von Golden Apple eingehüllt in die türkische Fahne.

 

Der S.C. MACCABI gedenkt seines ehemaligen Spielers DENIS GOLAN; der, erst 25jährig, auf tragische Weise ums Leben kam. Das Spiel gegen „Golden Apple“ begann daher mit einer Trauerminute.

 

 

Fotos: Albert Stern