Stadlau 1b - Maccabi

22. Runde 14.05.2017 Stadlau 1b : Maccabi 3:4 (0:1)

Sensationssieg beim Tabellenführer nach Fußballkrimi

 

 von Ernst Meir Stern


 

Die Ausgangslage schien klar. MACCABI musste gegen den überlegenen Tabellenführer auf dessen eigener Anlage antreten. Dementsprechend selbstbewusst legten die Stadlauer auch los. Angriff auf Angriff und in den ersten Minuten musste Torhüter Pirsak gleich mehrere Male sein ganzes Können aufbieten, um einen Verlusttreffer zu verhindern. Doch der Abwehrriegel mit zwei gut gestaffelten, kompakten Viererketten hielt und die Gästeelf stellte sich immer besser auf das schnelle Kombinationsspiel der Heimischen ein. Die Taktik, die Trainer Weber vorgegeben hatte, wurde hervorragend umgesetzt: In der eigenen Hälfte dichtmachen und attackieren und mit schnellen Gegenangriffen, vor allem über die Flügel, „Nadelstiche“ setzen.

Und so stellte sich bei den Stadlauern nach etwa 20 Minuten vergeblichen Sturmlaufes etwas Nervosität ein, deren Zuspiele gerieten unpräziser und durch die Zweikampfstärke der MACCABI – Akteure entstanden Ballverluste, die von ihnen zu gefährlichen, schnell vorgetragenen Kontern genützt wurden. Nun kreierte auch MACCABI mit einem Mal Torchancen und bereitete der nicht immer sattelfesten Abwehr von Stadlau Schwierigkeiten.

Eine halbe Stunde war gespielt, als Toby Stapf mit einem weiten Diagonalpass Severino Novikowsky links auf die Reise schickte. Dessen scharfe Flanke wurde zunächst abgewehrt, doch der Ball kam zu Jacek Tomasz, und der traf von halbrechts mit sattem Schuss ins lange Eck zum 0:1! In der Folge kombinierten die Heimischen weiterhin mustergültig, aber nur in der eigenen Hälfte, danach war für die meisten ihrer Angriffe Endstation in der Hälfte von MACCABI, die den Vorsprung ziemlich souverän bis zur Pause verteidigte.

Wie zu erwarten gewesen war, legte der Tabellenführer sofort nach Wederbeginn mit viel Elan los, ohne jedoch die Defensive von MACCABI ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Auf der Gegenseite bescherten die blitzschnell und entschlossen vorgetragenen Gegenangriffe dem Stadlau – Keeper etliche Schrecksekunden. So ging es zwanzig Minuten lang hin und her. Wieder einmal wurde ein Angriff der Stadlauer im Mittelfeld gestoppt und Novikowsky angespielt. Der setzte zu einem unwiderstehlichen Sprint über gut 35 Meter an, überlief einige Gegner scheinbar mühelos und bezwang den Torhüter per Flachschuss ins kurze Eck – 0:2!

Danach löste der Stadlau – Trainer die Viererkette auf und verstärkte den Angriff personell. Vergeblich, denn MACCABI entschied nun die meisten Zweikämpfe für sich, schaltete sofort dynamisch auf Angriff um und brachte die Gegner ein ums andere Mal in höchste Bedrängnis. Diese hatten ihr gekonntes, diesmal aber fruchtloses Kombinationsspiel nach einer Stunde aufgegeben und droschen nur noch hohe Bälle in Richtung des Strafraums, wo sich die Abwehrspieler von MACCABI als die besseren Kopfballspieler beweisen konnten.

Minute 84: Wieder einmal setzte sich „Novo“ Novikowsky auf der linken Flanke durch, eine scharfe Hereingabe – und plötzlich zappelte der Ball, abgefälscht von einem Verteidiger, im Netz. 0:3! Die endgültige Entscheidung? Mitnichten, denn was nun kam, glich einem Fußballkrimi, die Ereignisse überschlugen sich förmlich.

Kaum zwei Minuten später fiel einem Stadlauer Mittelfeldakteur ein abgewehrter Ball vor die Füße, der hielt drauf, und die „Granate“ schlug im Kreuzeck ein. Nur noch 1:3. Jetzt war das „Momentum“ plötzlich wieder auf Seiten der Heimischen. Mit Mann und Maus stürmend, glückte ihnen der Anschlusstreffer zum 2:3. Und wer weiß, wie es ausgegangen wäre, hätte nicht Tobias Schierscher wieder einmal einen seiner berühmten „Anfälle“ gehabt. Eine Vorlage mit tollem Einsatz abfangend, stürmte „Schierschi“ fast über das halbe Feld und bezwang den Tormann mittels scharfem Flachschuss zum 2:4.

Doch die erfolgsverwöhnten Stadlauer dachten nicht ans Aufgeben. Gegen nur noch 9 Feldspieler von MACCABI – Abwehrspieler Amine Ben Said hatte nach Handspiel „Gelb/Rot“ kassiert - glückte ihnen, bereits in der Nachspielzeit, noch ein Kopfballtor zum 3:4. Doch dabei sollte es schließlich bleiben. Mit enormer taktischer Disziplin und ebenso leidenschaftlichem Einsatz wurde das Resultat über die Runden gebracht, obwohl der Referee, völlig ungewöhnlicher Weise, gezählte 8 Minuten nachspielen ließ. Die rasante, auch technisch hochstehende Partie wäre auch einer höheren Spielklasse würdig gewesen. Für Kopfschütteln (höflich formuliert) sorgte jedoch der Schiedsrichter mit seiner unübersehbaren „Heimtendenz“.

Ein letztendlich verdienter Sieg, bei dem MACCABI, wie schon in den letzten Wochen, keinen schwachen Punkt aufwies, und dies, obwohl nahezu die halbe Mannschaft verletzt und außer Gefecht ist.

 

Wir wünschen den beiden Stadlauer-Akteuren, die sich im Match schwerere Verletzungen zugezogen haben, baldige Besserung und rasche Genesung!

Fotos: Albert Stern