Maccabi : Vienna Selection

10. Runde 03.11.2013 Maccabi : Vienna Selection 4:1 (3:0)

Ein ungebetener Mitspieler namens „Schlendrian“

 

 von Ernst Meir Stern


 

Nasskalt und windig war’s, doch das Werkl der Hausherrn kam vom Anpfiff weg auf Touren. Drei Minuten waren gespielt, als Darius Grega knapp innerhalb des gegnerischen Strafraums ans Spielgerät kam und dieses mit einem eleganten Lupfer über den herauseilenden Tormann ins Kreuzeck beförderte. Ein Gustostückerl! Keine zehn Minuten und einige gefällige Angriffsaktionen später ein gelungenes Zuspiel des wieder sehr „giftigen“ Eli Tenner auf Sergiu Grega und dessen Flachschuss überforderte den gegnerischen Keeper ein zweites Mal.

In dieser Tonart ging es weiter – hätte ich gerne geschrieben. Doch leider befand sich ab diesem Zeitpunkt ein zwölfter „Mitspieler“ namens Schlendrian auf dem Feld. Der verleitete einige Akteure dazu, Kunststücke produzieren zu wollen, die jedoch mangels Virtuosität und gegnerischem Attackieren allzu oft zu „Rohrkrepierern“ gerieten, die den eigenen Angriffsschwung bremsten.

Die spielerisch unterlegenen Gäste hielten energisch dagegen und konnten so lange Zeit ein weiteres Gegentor verhindern, obwohl MACCABI noch genügend Chancen vorfand. Erst kurz vor der Pause tankte sich Phillipp Mittag, wieder im Mittelfeld aufgeboten, links durch, ein scharfer Stanglpass zur Mitte, wo Ilan Batia aus vollem Lauf daherkam und, flankiert zwei Abwehrspielern, flach zum 3:0 einschoss. Damit ging es in die Kabinen.

Die Darbietung in Hälfte zwei glich leider über weite Strecken jener der vergangenen 35 Minuten. Statt schnörkellos und flach zu kombinieren, verzettelten sich einige Kicker von MACCABI immer wieder in unnötigen Dribblings, um letzten Endes doch den Ball an die sehr robust agierenden Gäste zu verlieren, oder spielten hohe, unpräzise Bälle nach vorne, die zur leichten Beute für die großgewachsenen Abwehrspieler wurden. Zudem „arbeiteten“ einige Selection – Kicker oft mit dem beliebten kurzen Wegstoßen des Gegenspielers per Hand, was vom Schiedsrichter nur sporadisch geahndet wurde und den Spielfluss immer wieder unterbrach.

Und dann passierte, was nach den Gesetzen des Fußballs immer wieder geradezu unweigerlich eintritt: Eckball für die Gegner, Getümmel im Strafraum, in der Abwehr war man sich nicht einig – und schon musste Michi Novak den Ball aus dem Netz holen. Nur noch 3:1.Jetzt witterte Vienna Selection nochmals eine Chance und versuchte, im Mittelfeld mehr Druck auszuüben. Doch das Verlusttor dürfte so etwas wie ein Weckruf gewesen sein, denn MACCABI rückbesann sich nun auf die Tugend des Kämpfens, als dessen Resultat gleich wieder mehr Schwung in die Angriffsbemühungen kam. Schlendrian hatte das Spielfeld zu diesem Zeitpunkt wieder verlassen. Er braucht wirklich nicht mehr zu kommen. Soll er ’s doch bei allen anderen Gegnern versuchen…

Nach mehreren erfolglosen Weitschussversuchen sowie einem dynamischen Durchbruch von Mittag, der nun offensiver spielen durfte, letztendlich jedoch am Tormann scheiterte, schlug Ilan Batia nach gutem Zuspiel von Sergiu Grega per Flachschuss erneut zu. Bei diesem klaren Spielstand von 4:1 hatten die Gäste nichts mehr zuzusetzen, kämpften aber unverdrossen bis zum Schlusspfiff.

Fotos: Albert Stern