Ankara 96 : Maccabi

06. Runde 04.10.2015 Ankara 96 : Maccabi 2:1 (1:1)

Skandalspiel mit antisemitischem Schlusspunkt…

 

 von Ernst Meir Stern


 

Angesichts der Begleitumstände dieses Spieles auf dem LAC - Platz muss das Sportgeschehen in den Hintergrund treten. Dennoch gehen wir zunächst auf das Sportliche in dieser vom Beginn weg überaus hektisch geführten Partie ein. Die Gastgeber agierten sehr druckvoll, stützten sich dabei auf etliche solide Techniker und vor allem auf Schnelligkeit und überaus harte „Einstiege“ in die zahllosen Zweikämpfe.

MACCABI hielt dagegen, hatte jedoch etliche brenzlige Situationen zu überstehen, die darauf zurückzuführen waren, dass vom ansonsten so verlässlichen Keeper Mario Frank eine ungewohnte Unsicherheit ausging und Außenverteidiger Rottmann krankheitshalber fehlte.

Planvolle Angriffsaktionen wollten nur wenige glücken, da Ankara vor allem über das Mittelfeld enorme Wucht entwickelte und die sonst so gefährlichen Flügelspieler von MACCABI meistens isoliert blieben. Trotzdem gingen die Gäste in Führung: ein herrlicher weiter Pass aus der eigenen Hälfte, Amadeo Wasmuth war richtig gestartet und der Nachwuchsspieler schoss aus gar nicht so idealen Winkel wuchtig via Innenstange ins Tor.

MACCABI wurde nun etwas sicherer, sodass sich das Geschehen auf dem Platz abwechslungsreich und turbulent, mit packenden Strafraumszenen hüben wie drüben, entwickelte. Eine kleine Unachtsamkeit im Defensivverhalten der Gäste ermöglichte Ankara schließlich den nicht unverdienten Ausgleichstreffer und mit diesem Stand ging es in die Kabinen.

Hälfte zwei sah zunächst wieder eine stürmisch angreifende Heimelf, doch nach etwa zehn Minuten wurde auch MACCABI wieder gefährlicher. Und ausgerechnet in dieser Phase, in welcher sie die Partie in den Griff bekamen und gefährliche Angriffe vortrugen, ging Ankara mit 2:1 in Führung. Wieder wurde eine kurzfristige Verwirrung in der Abwehr von MACCABI eiskalt ausgenützt.

Diese war nun die spielbestimmende Elf, doch bei ihren schnellen Konterstößen blieben die türkischen Kicker stets gefährlich. Die Gäste kamen nun immer wieder zu hochkarätigen Chancen, doch der lange Ankara – Goalie, einmal die Stange und unzählige Male ein im letzten Moment dazwischenfahrendes Verteidigerbein verhinderten zählbare Erfolge.

Die Intensität der Zweikämpfe nahm noch zu, Ankara verlegte sich mehr und mehr auf oftmals provokantes Zeitschinden und zahllose „Nicklichkeiten“. Die Gemüter erhitzten sich zusehends, vor allem weil sich immer wieder Ankara – Spieler, ob sie nun gefoult worden oder selbst „Übeltäter“ gewesen waren, brüllend auf dem Boden wälzten und nach dem Gewinn wertvoller Sekunden pumperlmunter weiterliefen. Der Schiedsrichter bewies lange Zeit endlose Geduld, sah sich aber nun gezwungen, immer wieder die „Gelbe“ gegen Ankara- Spieler zu zücken. Es müssen 7 oder 8 gewesen sein. Hätte er verstanden, mit welchen Ausdrücken die Spieler der Heimmannschaft auf türkisch ihre Gegenspieler und ihn selbst nahezu ständig lautstark bedachten, hätte er wohl etliche „Rote“ zücken oder das Spiel vorzeitig abbrechen müssen. Deren Trainer unternahm nichts zur Deeskalation, im Gegenteil, er brüllte selbst unaufhörlich in das Spielfeld und hüpfte kreischend an der Seitenlinie wie Rumpelstilzchen herum, ehe ihn der Schiedsrichter spät, sehr spät, von der Betreuerbank wegschickte. Aber eigentlich wirkte der Trainer eher unfreiwillig komisch…

Unrühmlicher Höhepunkt: Die Nr. 6 von Ankara, schon während des gesamten Spieles durch Foulspiel und ständiges „Matschkern“ aufgefallen, wurde unmittelbar vor dem Schlusspfiff ausgeschlossen. Beim Abgang in die Kabine beschimpfte er eine Gruppe von MACCABI – Reservespielern antisemitisch und wollte eine Rauferei provozieren.

Kurz zurück zum Spielgeschehen. Obwohl der Ausgleichstreffer in der Luft lag, blieb es bei der Niederlage von MACCABI. Angesichts der zahlreichen Spielertäusche und Unterbrechungen nach Fouls und verbalen Auseinandersetzungen währen mindestens zehn Minuten Nachspielzeit zu geben gewesen, der Schiedsrichter beließ es bei drei…

Im anschließenden Spiel der Reserven hatte MACCABI die meiste Zeit alles im Griff und gewann schlussendlich klar 5:3. Doch auch hier mussten die Kicker während der gesamten Spielzeit Beschimpfungen auf türkisch wie „Hurensohn“ oder „ich f…deine Mutter“ über sich ergehen lassen. Einer der MACCABI – Spieler ist des türkischen mächtig. Er meinte nach dem Spiel „hätte ich gebührend geantwortet, wäre ich wahrscheinlich verprügelt worden!“ Reklamationen beim an sich guten und sympathischen jungen Schiedsrichter blieben fruchtlos, er zuckte nur hilflos die Achseln und meinte „was soll ich machen, ich verstehe nicht, was die sagen!“ …

Die Vereinsleitung wäre gut beraten, den Vorfall beim Meisterschaftsspiel nicht auf sich beruhen zu lassen. Schon eine Woche zuvor war es beim Spiel der Unter 16 Mannschaft gegen eine türkische Elf in der Brigittenau zu antisemitischen Beschimpfungen und tätlichen Auseinandersetzungen gekommen.